Brummkreisel-Jacke

Designerin: eine Besprechung einer Vogue-Strickanleitung und Beschreibung der Änderungen, die meines Erachtens notendig sind, um die Jacke wirklich stricken und tragen zu können. Als ich das Vogue Knitting Heft Sommer 05 bekam, verliebte ich mich sofort in das Titelmodell. Bei näherer Beschäftigung mit der Anleitung und beim Stricken fielen mir dann aber einige Merkwürdigkeiten auf, die ich hier festhalten will und gleichzeitig beschreiben, wie ich die Jacke strickte. Meine 2. Version ist vom Original so weit entfernt, dass man sie getrost als eigene Anleitung bezeichnen kann. Und nur vorweg – auch wenn es sich zwischenzeitlich nicht so anhören sollte – Ich finde die Jacke wirklich klasse!!!!!

Material:

Das erste Problem beim Original ist das Material: es handelt sich um 2 verschiedene Qualitäten von Koigu. Ja, man müsste einen Kredit aufnehmen, um die Jacke zu stricken. Nach langem Überlegen, Zögern und Zaudern habe ich mich für das Originalmaterial (und den Kredit) entschieden. Dann habe ich aber keinen Shop gefunden, der beide Qualitäten in den von mir gewünschten Farben vorrätig hatte. Also musste dann doch ein Ersatzmaterial her – ich habe Sockenwolle genommen, Regia Canadian Colors – eine traumhafte Farbe – und dazu ein in der Stärke passendes Seiden-Mohairgemisch, das ich mal bei ebay ersteigert hatte.

Schnitt & Anleitung:

Die Jacke wird als Kreis von innen nach außen gestrickt, für die Ärmel wird ein Loch gelassen (so ähnlich wie bei einer nachträglich einzustrickenden Ferse an einer Socke). Ich habe die Jacke in der Größe XL gestrickt und musste feststellen, dass sie mir jämmerlich zu klein ist (Ärmel zu kurz und insgesamt zu eng).

Eigentlich ist es ganz einfach, man strickt immer in Runden und nimmt an 8 Stellen immer zu. In der Anleitung steht geschrieben, dass man die Zunahmestellen versetzen solle. Das muss man auch tun, damit es ein Kreis und kein Achteck wird. Aber wenn man dann pro Abschnitt mehr als 200 Maschen hat – wie nimmt man dann gleichmäßig verteilt zu ohne unablässig zählen zu müssen?! (Den Trick, den ich für mich gefunden habe, verrate ich weiter unten)

Da ich mit Nadelstärke 3 arbeitete und 60 Reihen pro 10cm zu stricken hatte, war das Ganze sehr mühsam. Die Reihen werden gegen Ende hin extrem lang – ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie viele Maschen ich hatte pro Reihe. Aber es war sehr nervig, ich hatte das Gefühl, dass es überhaupt nicht vorwärts geht, ich sah keinen Fortschritt…. neverending rows sozusagen.

Strickmuster:

Das bei der Jacke verwendete Muster ist trickreich aber aus meiner Sicht für ein derart großes Strickstück ungeeignet. Das zweifarbeige Muster beruht darauf, dass man die Fäden beim Farbwechsel immer verkreuzt und die linke Seite des Musters kommt nach außen.

Also das Muster geht wie folgt: 2 Reihen mit Farbe A, dann eine Reihe mit beiden Farben immer eine Masche abwechselnd in jeder Farbe und dabei den Faden verdrehen. Dann 2 Reihen mit Farbe A, dann wieder eine Reihe mit beiden Farben, dabei den Faden in der anderen Richtung verdrehen.

Das klingt gut, sieht auch gut aus. ABER. Ich habe eine Maschenprobe mit 30 Maschen oder so gemacht und der Fitz, der sich beim Stricken aus den verkreuzten Fäden bildete, war beachtlich. Vor allem die beiden Reihen in der Farbe A waren hochkompliziert, weil man ja da den Faden durch die ganzen Verkreuzungen ziehen musste.

Also: das Muster schied aus und ich suchte lange nach einem geeigneten anderen Muster. Das Muster musste ja auch auf beiden Seiten gut aussehen, da man im Bereich des Kragens ja die Innenseite nach außen gekehrt trägt. Ich habe ein zweifarbiges Hebemaschenmuster genommen, das wirklich gut ausseht, aber eben sehr viele Reihen pro cm benötigt.

Ärmel

Bei der Originalanleitung werden die Ärmel nachträglich direkt angestrickt. Das bedeutet also, dass man die gesamte Jacke immer halten und herumdrehen muss und dann darf man ja nicht vergessen, dass man auch unablässig die Fäden noch verkreuzen muss….. Ich habe die Ärmel extra gestrickt und im Maschenstich eingesetzt.

Fazit:

Das Prinzip der Jacke ist genial, aber in der vorliegenden Anleitung  nicht umsetzbar.

MEINE 1. VERSION

Größe: 38/40

Material:

  • 450g  Regia Canadian Colors Sockenwolle
  • 150g „saphir“ Esslinger Wolle (LL 20g = 63m) – oder einfarbige Sockenwolle in einem geeigneten Farbton
  • 50g eines Effektgarnes für den Abschluss, passend in der Stärke (ich habe ein No-Name Konengarn genommen)
  • Nadelspiel Nr. 3
  • Rundstricknadlen Nr. 3 in unterschiedlichen Längen (80cm, 100cm, 120cm)
  • 9 Maschenmarker (1 muss sich von den anderen 8 unterscheiden – ich habe 8 Schlüsselringe und eine Fadenschlinge verwendet)

Verwendete Techniken und Muster:

Grundmuster:

    • 1. Reihe: rechts mit Sockenwolle
    • 2. Reihe: links mit Sockenwolle
    • 3. Reihe: 1 Masche abheben, 1 Masche rechts mit Sockenwolle
    • 4. Reihe: 1 Masche abheben, 1 Masche links mit Sockenwolle
    • 5. Reihe: rechts mit Sockenwolle
    • 6. Reihe: links mit Sockenwolle
    • 7. Reihe: 1 Masche rechts, 1 Masche abheben mit „saphir“
    • 8. Reihe 1 Masche links, 1 Masche abheben mit „saphir“
    •  Diese 8 Reihen unablässig wiederholen.

 Anleitung:

  • 8 Maschen mit Sockenwolle anschlagen
  • 1 Reihe rechts stricken mit Sockenwolle
  • in der nächsten Reihe jede Masche verdoppeln (= 16 Maschen)
  • 1 Reihe rechts stricken
  • in der nächsten Reihe rechts stricken und jede 2. Masche eine zunehmen (= 24 Maschen)
  • 1 Reihe rechts stricken
  • In der nächsten rechten Reihe nach jeder 3. Masche eine Masche zunehmen. Dabei die Marker setzen nach jeder Zunahmestelle. Der 9. Marker ist für den Reihenanfang (braucht man ggf. auch erst etwas später, wenn man es nicht mehr gut erkennt)
  • Jetzt mit der 7. Musterreihe des Grundmusters fortfahren.
  • Zunahmen erfolgen immer in den ungeraden Reihen mit Sockenwolle (in den saphir-Reihen wird nie zugenommen!) und zwar immer nach den Markern – also 8 Maschen pro Reihe werden zugenommen. Dabei in jeder Reihe die Marker eine Masche weiter setzen, also die Marker „wandern“ gewissermaßen durch die einzelnen Sektionen. Das ist notwendig, damit das Gestrick rund und nicht achteckig wird am Ende.
  • Nun immer weiter stricken, nach 18 Mustersätzen erfolgt die Markierung für die Ärmellöcher in einer Rechtsreihe mit Sockenwolle. An der folgenden Skizze kann man die Aufteilung der Maschen erkennen

 

  • Die Maschen für die Armlöcher strickt man zunächst mit einem Kontrastfaden rechts ab. Dann hebt man die Maschen zurück auf die linke Nadel und strickt sie ganz normal mit Sockenwolle im Muster ab.
  • Dann wird weiter gestrickt im Grundmuster und immer zugenommen …. die Reihen werden lääääänger!
  • Nach 35 Mustersätzen ist das Grundmuster beendet. Im Effektgarn noch 10 Reihen kraus rechts stricken, abketten fertig!

 Ärmel:

  • Die Ärmel werden von unten nach oben einzeln gestrickt und ich empfehle, die Ärmel gleich rund zu stricken.
  • Maschenanschlag 90 Maschen mit Effektgarn, 10 Reihen kraus rechts im Effektgarn stricken. Nicht vergessen, den Reihenanfang zu markieren.
  • Dann zum Grundmuster wechseln. Nach 5 Mustersätzen beginnen die Zunahmen für die Formgebung des Ärmels.
  • In jeder 1. und 5. Musterreihe mit Sockenwolle vor und nach der Markierung (also am Anfang und Ende der Reihe) jeweils eine Masche zunehmen.
  • Mit den Zunahmen fortfahren, bis 114 Maschen erreicht sind.
  • Nach 38 Mustersätzen ist die Ärmellänge erreicht. Die Maschen nicht abketten, sondern im Maschenstich in das Armloch einsetzen, aus dem zunächst der Kontrastfaden entfernt wurde.

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